Barrieren ade: Eine Einführung ins Accessibility Testing

🕒 Lesedauer: 5 Minuten

Was ist Accessibility Testing und warum ist es wichtig?

Eine Situation, die vielen gar nicht so geläufig ist, aber mittlerweile immer wichtiger wird, ist, wie man Menschen mit physischen oder kognitiven Einschränkungen Webseiten und Anwendungen näher bringen kann. Wie erkennt man jedoch, dass auch Produkte genau für diese Personengruppe gedacht sind? Dazu gibt es verschiedene Regeln und Richtlinien, die eingehalten werden müssen, nämlich die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sowie die EU-Richtlinie für digitale Barrierefreiheit. In diesem Blog geben wir Ihnen einen kurzen Überblick darüber, was man sich unter Accessibility Testing vorstellen kann, speziell der Prinzipien, der Methodik und den Best Practices.

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Testautomatisierung im Bereich der Barrierefreiheit

Die grundlegenden Prinzipien der Barrierefreiheit

Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definieren vier Prinzipien:

  • Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen für alle Nutzer erfassbar sein (z. B. Alternativtexte für Bilder, ausreichender Farbkontrast).

  • Bedienbarkeit: Alle Funktionen müssen ohne Maus nutzbar sein (z. B. Tastatur-Navigation, keine zeitkritischen Eingaben).

  • Verständlichkeit: Die Nutzung der Anwendung muss intuitiv und vorhersagbar sein (z. B. klare Struktur, eindeutige Fehlermeldungen).

  • Robustheit: Inhalte müssen mit verschiedenen Technologien kompatibel sein (z. B. Screenreader-Unterstützung, semantisches HTML).
     

Die Methoden des Accessibility Testings

Accessibility Testing kann sowohl manuell als auch automatisiert erfolgen:

Automatisierte Tests

Tools wie Axe, Lighthouse oder WAVE können grundlegende Barrierefreiheitsprobleme identifizieren, z. B. fehlende Alt-Texte oder unzureichende Kontraste. Sie bieten schnelle Analysen, ersetzen aber keine manuellen Tests.

Was sind Axe, Lighthouse und WAVE?

  • Axe: Ist ein Open-Source-Accessibility-Testing-Tool von Deque Systems. Es kann als Browser-Erweiterung oder über eine API in testautomatisierte Prozesse integriert werden und erkennt Barrierefreiheitsprobleme gemäß WCAG-Standards.

  • Lighthouse: Ist ein von Google entwickeltes Tool zur Analyse von Webseiten, das neben Performance und SEO auch Accessibility überprüft. Es ist in Chrome DevTools integriert und kann als CLI-Tool genutzt werden.

  • WAVE: Ist ein Online-Tool von WebAIM, das visuelle Darstellungen von Barrierefreiheitsproblemen in Webseiten bietet. Besonders nützlich für manuelle Tests und zur schnellen Fehleranalyse.
     

Manuelle Tests

Sobald manuelle Tests durchgeführt werden, muss man sich für jedes Szenario folgende Frage stellen:

  • Keyboard-Navigation: Lässt sich die Anwendung komplett mit der Tastatur bedienen?

  • Screenreader-Tests: Wie wird die Seite von Tools wie NVDA oder JAWS interpretiert?

  • Farbsimulationen: Ist die Anwendung für Nutzer mit Farbsehschwächen lesbar?


Best Practices für barrierefreie Anwendungen

  • Für eine bessere Interpretierbarkeit durch Screenreader sollte semantisches HTML genutzt werden

  • Alle interaktiven Elemente sollten per Tastatur erreichbar sein

  • Da letzten Endes ein Nutzer diese Produkte nutzen muss, ist es auf jeden Fall ratsam, diese Nutzer auch in den Testprozess mit einzubeziehen, um dadurch die realen Barrieren zu erkennen

  • Rein visuelle Hinweise sollten, wenn möglich gemieden werden, heißt, dass beispielsweise Fehlermeldungen bei einer Fehleingabe nicht einfach rot markiert werden, sondern auch einen Text mitliefern sollten, welche Eingabe zu erwarten wäre. Dies wäre in diesem Fall für einen Farbblinden sehr hilfreich.
     

Fazit zu Accessibility-Testing

Wer sich mit dem Thema Accessibility Testing beschäftigt, verbessert nicht nur die Benutzerfreundlichkeit, sondern erweitert auch die Erreichbarkeit der potenziellen Zielgruppe und reduziert rechtliche Risiken. Wer frühzeitig auf Barrierefreiheit setzt, spart langfristig Zeit und Kosten. Automatisierte Tools sind ein guter Einstieg, aber echte Barrierefreiheit erfordert eine Kombination aus manuellen Tests und kontinuierlicher Optimierung.

 

 

FAQ - Accessibility-Testing

Q: Was ist Accessibility Testing?
Accessibility Testing überprüft, ob digitale Produkte für alle Nutzer, einschließlich Menschen mit Behinderungen, zugänglich sind.

Q: Welche Standards gibt es für Barrierefreiheit?
Die wichtigsten Standards sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) sowie gesetzliche Vorgaben wie die EU-Richtlinie für digitale Barrierefreiheit oder der Americans with Disabilities Act (ADA).

Q: Welche Tools helfen beim Accessibility Testing?
Für automatisierte Tests sind Tools wie Axe, Lighthouse und WAVE sehr beliebt sowie Screenreader wie NVDA oder JAWS für manuelle Tests.

Q: Kann Accessibility Testing vollständig automatisiert werden?
Nein, automatisierte Tools decken nur einen Teil der Probleme ab. Zur Identifikation komplexer Barrieren sind weiterhin manuelle Tests erforderlich.

Q: Warum ist Barrierefreiheit wichtig?
Barrierefreiheit verbessert die Nutzererfahrung, erhöht die Reichweite und hilft Unternehmen, rechtliche Risiken zu vermeiden.

 

Veröffentlicht am 04.April 2025

Aktualisiert am 08.April 2025

Valerius Schmidt

Junior Testautomation Engineer, Test Analyst

Ursprünglich als Sprachwissenschaftler für die antike sowie mittel und neuzeitliche Welt, war ich während und nach meiner aufbauenden Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung in diversen Projekten in den Unternehmen wie der Trout GmbH und der fino digital GmbH involviert. Themenschwerpunkte waren dort zum einen die Softwareentwicklung, die Datenqualität sowie das Testen von Software und der Automatisierung. Seit August 2023 bin ich als Junior Testautomation Engineer und Test Analyst bei der Qytera GmbH tätig, wo mein Fokus aktuell auf dem Testen mit dem Automatisierungswerkzeug Playwright liegt.

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