Brandneues Live-Webinar für Testmanager & Testautomatisierer: Verbessern Sie Ihre Lasttests und Website Performance mit Cloud-Lösungen und DevOps!

Brandneues Live-Webinar für Testmanager & Testautomatisierer: Verbessern Sie Ihre Lasttests und Website Performance mit Cloud-Lösungen und DevOps!

Mehr erfahren

Testprozess verbessern: mit TPI-NEXT oder TMMi?

Testprozess verbessern: mit TPI-NEXT oder TMMi?

Die goldenen Regeln für eine reibungslose Testautomatisierung.
Lesedauer: 4 Minuten

Haben Sie auch den Eindruck, dass Ihnen Fehlerkosten und Testaufwände über den Kopf wachsen? Überlegen Sie schon angestrengt, mit welchen geeigneten Maßnahmen Sie im Projekt oder im Unternehmen dagegen wirken könnten? Vielleicht wollen Sie auch einfach nur wissen, ob Sie und Ihre Kollegen im Vergleich zur Konkurrenz bei qualitätssichernden Maßnahmen gut aufgestellt sind.

Wenn Sie eine der oben genannten Fragen stellen und gerne Antworten hätten, wie sie ein solches Thema angehen sollen, bieten wir Ihnen mit diesem Blogartikel die benötigte Hilfestellung.

Folgende Themen werden wir im Blogbeitrag behandeln:

  • Was ist TPI-NEXT?
  • Was ist TMMi?
  • Testprozess und Testmanagement
  • Beteiligte bei der Testprozessverbesserung
  • Positionsbestimmung
  • Details zu TPI-NEXT und TMMi
  • Organisatorische Flankierung

TPI-NEXT und TMMi

TPI-NEXT ist ein Testverbesserungsmodell der Firma Sogeti. TMMi ist ein Referenzmodell zur Bewertung und Verbesserung von Testprozessen der in Chester ansässigen TMMi-Foundation.

Testprozess und Testmanagement: Eine Einordnung

Testprozess: was ist das eigentlich? Hat das was mit Testmanagement zu tun oder geht es nur darum, wie Testfälle geschrieben und ausgeführt werden, automatisiert oder manuell?

Vereinfacht gesprochen, sind Testprozesse alle Aktivitäten, die mit Testen zu tun haben, z.B. ein Entwickler, der einen Unit-Test ausführt, um Fehler im zuletzt eingecheckten Code schnell festzustellen. Es könnte sich auch um einen Fachbereich handeln, der den Abnahmetest durchführt, um zu ermitteln, ob der Auftragnehmer die gestellten Anforderungen im gelieferten Softwaresystem erfüllt hat. Das Planen, Überwachen und Steuern der Testaktivitäten, also das Testmanagement, gehört ebenfalls zum Testprozess.

Wer will etwas verbessern und wie können die, die etwas verbessern wollen, einbezogen werden?

Verbessern ist mehr, als nur festzustellen, wie fortgeschritten der untersuchte Testprozess ist. Neben dem Ist muss auch das Soll bestimmt und vor allem angegangen werden. Das ist aber ungleich schwieriger und aufwändiger als die Bestimmung des Ist. Schließlich kosten Verbesserungsmaßnahmen Zeit und Geld. Geldgeber müssen also von der Wirksamkeit der Verbesserungsmaßnahmen überzeugt sein, um die notwendigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang ist natürlich auch der Blickwickel entscheidend: betrachte ich einzelne Projekte oder Organisationseinheiten oder schaue ich auf das gesamte Unternehmen. Entsprechend muss die Beteiligung am Verbesserungsprozess dimensioniert werden. Noch wichtiger als die Beteiligung ist die Akzeptanz des eingeschlagenen Weges bei den Betroffenen. Nur wenn die Beteiligten gemeinsam das abgestimmte Ziel verfolgen, können die angestrebten Verbesserungen passend angegangen und erfolgreich umgesetzt werden.

Wie kann man wissen, wo man steht und wo man hin will?

Zu Ermittlung des Status Quo und für das Aufsetzen von Verbesserungsmaßnahmen können Testprozessverbesserungsmodelle eingesetzt werden. Die zumeist in diesem Zusammenhang genannten Modelle sind TPI-NEXT und TMMi. Ersteres wurde von der Firma Sogeti entwickelt und ist eng mit der Testmethode TMAP Next desselben Anbieters verbunden. Daneben gibt es aber auch TMMi, das von einer eigenen Stiftung (TMMi Foundation) verantwortet wird, die in Großbritannien beheimatet ist.

Die Testprozessverbesserungsmodelle TPI-NEXT und TMMi

Testautomatisierungs-Framework für den Testautomation Engineer
Bild: Testreifematrix nach TPI-NEXT (Klicken zum Vergrößern) [Quelle: Sogeti]

TPI-NEXT blickt parallel auf 16 Kernbereiche, die nach Stakeholderbeziehungen, Testmanagement und Testkompetenz kategorisiert sind. Die Ermittlung des IST-Zustands des untersuchten Testprozesses läuft über Kontrollpunkte dieser Kernbereiche. Kontrollpunkte sind Reifegradstufen (“Initial”, “Kontrolliert”, “Effizient” und “Optimierend”) zugeordnet.

Eine Reifegradstufe ist erreicht, wenn sämtliche Kontrollpunkte der Reifegradstufe erfüllt sind. Es ist somit möglich, dass sich Kernbereiche hinsichtlich ihrer Reifegrade unterscheiden. So ist zum Beispiel in Bild 1 der Kernbereich Metriken im Reifegrad “Effizient”, der Kernbereich Teststrategie im Reifegrad “Kontrolliert” und Kernbereiche wie Testorganisation im Reifegrad “Initial”.

Über Gruppierungen (engl. Cluster) der Kontrollpunkte kann im Anschluss an die Bestandsaufnahme eine Reihenfolge für Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet werden. Verbesserungen werden dabei vom Modell parallel für Defizite in verschiedenen Kernbereichen vorgeschlagen (also Kernbereiche mit grauen Zellen). Das Modell kann auch speziell auf Geschäftsziele ausgerichtet werden und die Reihenfolge der Verbesserungsschritte gezielt ändern.

Testautomatisierungs-Framework für den Testautomation Engineer
Bild: Reifegradstufen in TMMi (Klicken zum Vergrößern) [Quelle: TMMi-Foundation]

TMMi ist in Anlehnung an CMMI entstanden und fokussiert sich ähnlich wie TPI-NEXT auf die Analyse und Verbesserung des Testprozesses.

Bei formalen Einsatz von TMMi muss erst eine Reifegradstufe vollständig erfüllt sein, bis die nächste Stufe angegangen werden kann. Aus der IST-Aufnahme der Prozessbereiche einer Reifegradstufe ergibt sich zwar eine Liste von Verbesserungsnotwendigkeiten, wenn man eine gewünschte Reifegradstufe erzielen will. Bezüglich der Reihenfolge der Abarbeitung gibt TMMi aber keine Hilfestellung.

Für formale Assessments zur Bestimmung des Reifegrads eines Testprozesses sind Zertifizierungen erforderlich. Bei der Anwendung von TMMi kann auch informal vorgegangen werden. So kann TMMi auch kontextbezogen eingesetzt werden: für geschäftsbasierte, zielbezogene Verbesserungen (Top-Down) oder als Quelle von Verbesserungsideen für den Testprozess (Bottom-Up).

Wie kann das Verbessern des Testprozesses organisatorisch flankiert werden?

Prozessverbesserungen sind nicht nur für Testaktivitäten, sondern auch für den Softwareprozess insgesamt ein Thema. Für die Verbesserung von Softwareprozessen ist das IDEAL-Modell des Software-Engineering-Instituts (Carnegie Mellon Universität) ein viel beachteter Standard. Wesentlich ist dabei der Kreislauf: ein mehrmaliges Durchlaufen des Zyklus ist die Regel, wobei in jedem Zyklus ein Anpassen wesentlicher Parameter der Verbesserung vorgenommen werden kann. Das IDEAL-Modell kann auch für die Verbesserung von Testprozessen verwendet werden.

Testautomatisierungs-Framework für den Testautomation Engineer
Bild: Die Phasen des IDEAL-Modells (Klicken zum Vergrößern) [Quelle: Software Engineering Institute]

Wesentlich ist dabei die Etablierung einer passenden organisatorischen Infrastruktur: es braucht ein Management, das Geschäftsinteressen mit Verbesserungsmaßnahmen am Testprozess in Verbindung bringt, ein Team, das sich um die Rahmenbedingungen und die Abwicklung der Verbesserung kümmert und verschiedene Expertenteams, die die einzelnen Verbesserungsmaßnahmen ausarbeiten, die Implementierung planen und umsetzen.

TPI-NEXT und TMMi können mit dem IDEAL-Modell zusammen genutzt werden und ergänzen sich hervorragend. Beide decken Teile des IDEAL-Modells ab, wobei TPI-NEXT durch die aktive Unterstützung von Verbesserungsschritten eine größere Abdeckung erreicht. Sieht man sich nach Beispielen für den kombinierten Einsatz der Modelle um, so stößt man auch auf den Lehrplan (Syllabus) des ISTQB Expert Level Kurs zur Verbesserung des Testprozesses (ISTQB-CTEL-IPT). Dieser basiert auf dem IDEAL-Modell und sieht den Einsatz von TPI-NEXT oder TMMi vor.

Fazit

Testprozessverbesserung ist ein vielschichtiges Thema, das gerade hinsichtlich der Planung und Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen eher unterschätzt wird. Verschiedene Modelle können bei der Verbesserung von Testprozessen Unterstützung bieten. Als generischer Rahmen bietet sich das IDEAL-Modell an, besonders zu Etablierung passender organisatorischer Strukturen. Zur Beurteilung des Reifegrads von Testprozessen und der Ableitung modellbezogener Verbesserungsmaßnahmen empfiehlt sich der Einsatz des TPI-NEXT Modells. Soll der Testprozess formaler beurteilt, Veränderungen in Stufen erfolgen und parallel der Softwareverbesserungsprozess z.B. mit CMMI angegangen werden, kann alternativ auch TMMi eingesetzt werden.

Kostenlosen Testautomatisierungs Workshop mit unseren Testexperten unverbindlich vereinbaren. Kostenlosen Testautomatisierungs Workshop mit unseren Testexperten unverbindlich vereinbaren.
10. August 2023

Über den Autor

Bild des Benutzers Markus Thaler
Senior Testmanager, Testarchitekt
Markus Thaler war 22 Jahre in der Commerzbank tätig, wo er sich mehr als 10 Jahre um Teststandards, Testwerkzeuge und Testautomatisierung in einer zentralen Funktion gekümmert hat, bevor er nach einer Zwischenstation im Testinfrastrukturmanagement acht Jahre als Testmanager in der Risikofunktion der Commerzbank gewirkt hat. Vor der Commerzbank konnte er Testerfahrungen bei Lufthansa, Siemens, Nestle und der DZ-Bank gewinnen. Aktuell ist er als Senior Testmanager und Testarchitekt bei Qytera tätig.

Finden Sie weitere interessante Artikel zum Thema: