Die besten KI Tools für Software Testing in 2025

🕒 Lesedauer: 7 Minuten

Testautomatisierung ist aus der Softwareentwicklung nicht mehr wegzudenken. Doch klassische Tools wie Selenium, Cypress oder Playwright erfordern tiefes technisches Verständnis und bringen einen hohen Wartungsaufwand mit sich. Wenn sich beispielsweise Selektoren ändern, schlagen Tests oft fehl und müssen manuell angepasst werden – ein zeitaufwendiger Prozess, der die Effizienz mindert.

Genau hier setzen KI-gestützte Software Testing Tools an. Sie versprechen nicht nur eine einfachere Testautomatisierung mit weniger Code, sondern auch smarte Funktionen wie selbstheilende Tests oder visuelle Erkennung von UI-Änderungen. Besonders im Low-Code- und No-Code-Bereich eröffnen sie neue Möglichkeiten für Tester ohne umfangreiche Programmierkenntnisse.

Doch wie leistungsfähig sind diese KI-Tools wirklich? In diesem Beitrag stellen wir vier vielversprechende Lösungen vor, die Testprozesse intelligenter, schneller und effizienter machen sollen. Also lets K(ick) I(n)!

 

 

Applitools

Das erste KI Tool für Software Testing, das wir Ihnen vorstellen, ist Applitools. Dieses erblickte im Jahre 2015 das Licht der Welt und setzt auf das sogenannte visualisierte Testen von Web- und Mobilanwendungen. Das sieht folgendermaßen aus

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Applitools
Bild: Visualisiertes Testen mit Applitools [Quelle: Applitools]

Wie der aufmerksame Leser erkennen wird, sind bestimmte Stellen auf dem Bild pink markiert, die jedoch nicht vom Autor dieses Blogs kommen, sondern tatsächlich vom Tool selbst. Während des Testlaufs werden Screenshots vor und nach dem Test erstellt, die im Anschluss verglichen werden. Dabei werden dann die Unterschiede entsprechend farblich markiert, womit man schnell erkennen kann, welche Stellen sich verändert haben. 

Eine Besonderheit bei Applitools liegt auch in ihrem hauseigenen Framework, das es erlaubt, einen Testfall mit viel weniger Code als bei herkömmlichen Testautomatisierungstools niederzuschreiben, was in der nachfolgenden Abbildung beispielhaft zu sehen ist  

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Applitools
Bild: Applitools [Quelle: Applitools]

Wie man sieht, lässt sich der obere Testfall von 15 Zeilen auf nur 5 Zeilen herunterbrechen, was sowohl die Lesbarkeit erhöht als auch die Codebasis viel wartbarer macht. 

Eine weitere Funktion, die die Wartbarkeit von Testfällen erleichtert, ist das sogenannte Self-Healing. Bei beispielsweise klassischen Testautomationstools wie Playwright und co. liegt in der Regel der Fall vor, dass Testfälle fehlschlagen, wenn sich im Laufe der Zeit Selektoren verändern. Diese Veränderungen müssen dann meist vom Tester stetig angepasst werden, was bei immer größeren Test-Suites zu einer immer größeren Wartungsspirale führt. Genau dieses Problem geht das Self-Healing an, wo die KI automatisch die Selektoren erkennt, die verändert wurden und entsprechend im Code ersetzt, sodass auch der Testfall weiterhin erfolgreich durchlaufen kann.

Hat ein Self-Heal stattgefunden, so wird dies mithilfe eines Zauberstab-Icons indiziert. Sobald man auf dieses Icon klickt, erhält man die jeweiligen Details zu dem kürzlich durchgeführten Self-Heal:

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Self-heal Indikator in AppliTools
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AppliTools Self Heal
Bild: Applitools [Quelle: Applitools]

Hier erhält man die Info dazu, welcher Selektor vor dem Self-Heal an der Stelle vorgelegen hat und durch welchen er nun ersetzt wurde. Wichtig ist zudem noch zu erwähnen, dass dieses Testwerkzeug in andere klassische Werkzeuge wie Playwright, Selenium oder Cypress integriert werden kann.

Wer einen tieferen Einblick in Applitools haben möchte, dem sei zum einen die Dokumentation und zum anderen der offizielle Youtube-Kanal zu empfehlen.

 

AskUI

Der nächste Kandidat unter den KI Tools für Software Testing ist AskUI, dessen Gründung ins Jahr 2021 zurückdatiert. Von Web bis nativen Desktop Anwendungen lässt sich mit diesem Tool so ziemlich alles automatisieren. Der Clou hinter dieser Flexibilität von AskUI liegt unter anderem darin, dass es nicht auf Selektoren basiert, sondern rein auf dem visuellen Aspekt. Dies können Sie im folgenden Screenshot sehen:

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AskUI
Bild: AskUI [Quelle: NUCIDA Youtube]

Auffallend sind hierbei die roten Rahmen um die jeweiligen Elemente, die auf eine Identifizierung derer hindeuten. Fährt man über eines dieser markierten Elemente, wird angegeben um welche Art davon es sich handelt. Im Beispiel oben erhalten wir beim Hovern über die Taste 4 den Hinweis, dass es sich um ein “Button“ Element handelt. Andere Elemente wie beispielsweise Textfelder oder Checkboxen werden vom Framework ebenso leicht erkannt. 

Eine Besonderheit, die bei anderen Frameworks Stand jetzt nicht zu finden ist, ist die Live-Bewegung des Mauszeigers während der Testfälle. Falls beispielsweise zunächst ein Textfeld ausgefüllt und anschließend ein Button gedrückt werden sollte, bewegt sich der Mauszeiger auch genau in dieser Reihenfolge zu diesen Elementen, genauso wie es auch ein echter Nutzer machen würde.

Ein weiteres Feature, das erwähnenswert ist, ist das Cross-Device-Testing: So lässt sich beispielsweise eine 2-Fach-Authentifizierung zwischen Desktop und mobilen Geräten durchführen. Die Herausforderung ist hier sicherlich, die Konfiguration zwischen den beiden Geräten einzustellen, damit auch eine Kommunikation vonstatten gehen kann. Doch erst einmal eingestellt, können effiziente Cross-Device Testfälle ausgeführt werden. Der nachfolgende Screenshot zeigt solch eine 2-Fach-Authentifizierung zwischen einer Desktop-Anwendung und einem Android-Tablet:

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AskUI
Bild: Testen von Zwei-Faktor-Authentifizierung mit AskUI [Quelle: AskUI]

Wer sich in AskUI vertiefen bzw. praktisch üben will, dem seien die diversen Tutorials und Dokumentationen der offiziellen Webseite zu empfehlen sowie der offizielle Youtube-Kanal.

 

Functionize

Im Jahre 2014 gegründet handelt es sich bei Functionize um eine Low-Code AI-Powered Testing Platform. Dabei werden Tests mithilfe eines Recorders aufgezeichnet und abgespielt:

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Functionize Recorder
Bild: Functionize Recorder [Quelle: Functionize]

Will man auf die DOM der aktuellen Seite beispielsweise zugreifen, so muss man in der Regel über das Feld “Untersuchen“ oder die Taste F12 (variiert je nach Rechner) gehen. Bei Functionize ist es hingegen etwas anders: Beim Drüberfahren über bestimmte Elemente wird einem direkt die damit korrespondierende DOM-Struktur aufgezeigt, was man im nachfolgenden Screenshot sehen kann:

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Functionize DOM Struktur
Bild: Functionize DOM Struktur [Quelle: Functionize]

Wenn man denkt, dass der Recorder lediglich Testfälle aufzeichnen und abspielen kann, der wird überrascht sein, wie viel mehr es in der Lage ist: So können nötige Testdaten wie beispielsweise E-Mail Adressen, Data in unterschiedlichen Formaten, Telefonnummern etc. generiert werden

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Functionize Testdaten generieren
Bild: Functionize Testdaten generieren [Quelle: Functionize]

Wem die Low-Code Automatisierung zu unbefriedigend erscheint, der hat auch die Möglichkeit, selber mehr Kontrolle durch das Schreiben von eigenem Code zu übernehmen: 

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Code schreiben in Functionize
Bild: Code Schreiben in Functionize [Quelle: Functionize]

Wie bei Applitools ist das Self-Healing Feature auch in Functionize integriert. Hat sich ein genutztes Element bei einem Testfall verändert, so wird dies vom Tool automatisch erkannt und angepasst. Als Indikator haben wir hier einen gelben Balken, die die Bezeichnung “Self-Heal“ trägt, was man im Bild unten sehen kann:

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Functionize Self Healing
Bild: Functionize Self Healing [Quelle: Functionize]

Sobald man auf das Self-Heal-Icon drückt, erhält man eine Übersicht darüber, wie sich die Werte von damals zu jetzt verändert haben:

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Functionize Self Healing
Bild: Self-Heal in Functionize [Quelle: Functionize]

Ein Feature, das viele Testmanager interessieren wird, ist die Integration von Xray. Hierbei lassen sich ganz einfach die Ergebnisse der durchgelaufenen Testfälle via Report anzeigen. 

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Functionize Xray Integration
Bild: Functionize Xray Integration [Quelle: Functionize]

Um auch genau analysieren zu können, welche Schritte fehlgeschlagen sind, ist es möglich auf den jeweiligen Step zu gehen, woran angeschlossen man einen Screenshot der aktuellen Webseite beim Fehlschlag sehen kann. Zusätzlich lässt sich mithilfe eines Sliders sogar vergleichen, wie die Webseite vor seinem letzten erfolgreichen Durchlauf ausgesehen hat:

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Functionize
Bild: Functionize [Quelle: Functionize]

Praktisch ist zudem, dass man in der Lage ist anzugeben, welche Xray Testpläne ausgeführt werden sollen:

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Functionize Xray Testplan

Da Functionize noch wesentlich viel mehr Funktionen mitbringt, was aber hier den Rahmen sprengen würde, ist die offizielle Dokumentation sowie der offizielle Youtube-Kanal zu empfehlen.

 

Virtuoso

Das vierte und letzte KI Tool für Software Testing, das wir Ihnen präsentieren, ist Virtuoso. Im Jahre 2016 gegründet, lassen sich mit diesem KI Tool Testfälle mithilfe eines Low-Code Ansatzes basierend auf Natural Language niederschreiben und ausführen. 

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Virtuoso
Bild: Virtuoso [Quelle: Youtube Daniel Knott]

Praktisch sind hierbei die Checkpoints, die einen strukturierten Überblick über die Testschritte geben, die auch wiederverwendet werden können. Übergeordnet liegen die sogenannten “Journeys” vor, die den End-To-End User Flow insgesamt repräsentieren. 

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Virtuoso Journex
Bild: Virtoso Journey [Quelle: Youtube Daniel Knott]

Wenn ein Testfall ausgeführt wird, öffnet sich ein Seiten-Preview Fenster mit der zu testenden Webseite:

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Virtuoso Seiten Preview
Bild: Virtuoso Seiten-Preview [Quelle: Youtube Daniel Knott]

Braucht jemand ad hoc Testdaten, der hat folgendes Angebot: Neben der Möglichkeit dynamische Variablen zu erzeugen, können auch ganz einfach Excel-Dateien hochgeladen und genutzt werden. Zudem bringt auch Virtuoso einen eigens integrierten API-Test Manager mit sich, der es erlaubt API-Tests durchzuführen, wodurch man nicht an externe Tools wie beispielsweise Postman angewiesen ist.

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Virtuoso API-Test Manager
Bild: Virtuoso API-Test Manager [Quelle: Virtuoso]

Last but not least bietet dieses KI Tool auch ein Self-Healing Feature an. So werden auch hier Selektoren während eines Testlaufs automatisch angepasst, falls sie sich verändert haben sollten. Solche Stellen werden dann mit einer Art Ketten-Icon gekennzeichnet. Sobald man auf dieses Icon klickt, wird einem ein Vergleich zwischen dem alten und neuen Selektor angezeigt:

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Virtuoso
Bild: Virtuoso [Quelle: Virtuoso]

Für alle, die sich ausgiebiger mit dem Tool auseinandersetzen möchten, besteht die Möglichkeit, sich in die Dokumentation einzulesen sowie in den offiziellen Youtube-Kanal reinzuschauen. 

 

 

Fazit: KI Tools im Software Testing

Wie wir aus der Übersicht ersehen konnten, bieten in der heutigen Zeit unterschiedliche Tools die Möglichkeit mithilfe von KI, Testfälle auf eine neue Ebene zu heben. So lässt sich beispielsweise durch das Self-Healing die Wartungsarbeit reduzieren, indem “kaputte” Selektoren automatisch durch die neuen ersetzt werden. Aber auch auf der Oberfläche von Webseiten selbst sind einige Tools wie beispielsweise Applitools in der Lage, durch farbliches Markieren die Unterschiede hervorzuheben, welche Webelemente sich seit der letzten Ausführung verändert haben. Rein visuelles Testen haben wir mit AskUI kennengelernt, wo ohne DOM und Selektoren die jeweiligen Elemente erkannt und entsprechend gelabelt werden. Zudem hat Functionize mit Xray gezeigt, dass man fehlgeschlagene Tests dahingehend überprüfen kann, indem seitlich ein Screenshot von der neuen und alten Oberfläche angezeigt wird, die via einem Slider verglichen werden können. Dies ist nur eine Auswahl von Funktionen, die diese Tools mit sich bringen, aber man kann daraus ersehen, wie weit sich der Bereich des Testens entwickelt hat, wo einem Tester Stück für Stück insbesondere die Arbeit vereinfacht wird. Wer daher den nächsten Schritt im Testen plant, sollte erwägen, einen Blick auf die KI Tools im Software Testing zu werfen.

► Mehr über die Rolle von KI im Software Testing erfahren Sie übrigens hier: KI im Software Testing: Wie Künstliche Intelligenz (KI) und LLMs das Testen verändern (inkl. Prompts)

Veröffentlicht am 06.März 2025

Aktualisiert am 10.März 2025

Valerius Schmidt

Junior Testautomation Engineer, Test Analyst

Ursprünglich als Sprachwissenschaftler für die antike sowie mittel und neuzeitliche Welt, war ich während und nach meiner aufbauenden Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung in diversen Projekten in den Unternehmen wie der Trout GmbH und der fino digital GmbH involviert. Themenschwerpunkte waren dort zum einen die Softwareentwicklung, die Datenqualität sowie das Testen von Software und der Automatisierung. Seit August 2023 bin ich als Junior Testautomation Engineer und Test Analyst bei der Qytera GmbH tätig, wo mein Fokus aktuell auf dem Testen mit dem Automatisierungswerkzeug Playwright liegt.

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