CI/CD: Warum ohne Continuous Integration & Delivery heute nichts mehr geht

🕒 Lesedauer: 8 Minuten

Es ist Montagmorgen, und das erste Deployment des Tages steht an. Das Team hat wochenlang an neuen Features gearbeitet, alles wurde manuell getestet, und der Code ist bereit für den Release. Doch kaum ist die neue Version live, gehen die ersten Fehlermeldungen ein. Das Zahlungsformular lädt nicht mehr, eine zentrale API antwortet langsamer als erwartet, und einige Kunden können sich nicht mehr anmelden. Das Support-Telefon wird heiß vor Anfragen. Ein Hotfix wird entwickelt, getestet und ausgerollt und... führt zusammen mit dem Fix an einer anderen Stelle einen weiteren Fehler ein. Oh no!

In der Vergangenheit lief zu viel schief, wie heute auch wieder. Bugs werden zu spät entdeckt, Fixes dauern zu lange, und jedes Deployment ist mit Stress verbunden. Also wird eine neue Regel eingeführt: Releases sind nur noch vormittags erlaubt - außer freitags, das könnte das Wochenend-Geschäft gefährden. Glaubt ihr nicht? Ist aber so schon bei vielen Unternehmen passiert. Die Idee ist simpel, Fehler früh am Tag zu entdecken und die Nachmittage für Bugfixes zu reservieren. Doch in der Praxis führt das zu einem neuen Problem: Feature-Entwicklung und Bugfixes stauen sich an, und am nächsten Tag geht wieder eine große Menge an Änderungen live – mit neuen Problemen.

Anstatt durch Automatisierung und bessere Prozesse Fehler früh zu vermeiden, wurde eine künstliche Regel eingeführt, die die eigentlichen Ursachen nicht adressiert. Genau hier setzt CI/CD an: Statt Fehler in Codeänderungen durch starre Prozesse zu begrenzen, sorgt es für eine stabile, kontinuierliche Entwicklung, Integration und Auslieferung der Software. So macht das die agile Welt nun mal.

 

Was sind Continuous Integration, Continuous Delivery und Continuous Deployment?

CI/CD steht für einen modernen Ansatz der Softwareentwicklung, bei dem Änderungen am Code automatisiert getestet und bereitgestellt werden. Es liefert schnelles Feedback an Entwickler zurück.

Continuous Integration (CI)

Continuous Integration (oder auch kontinuierliche Integration) bedeutet, dass Code-Änderungen regelmäßig (oft mehrmals täglich) in das zentrale Repository integriert werden. Dabei laufen automatisierte Tests, um sicherzustellen, dass keine Fehler durch neue Änderungen entstehen.

Continuous Delivery (CD)

Continuous Delivery (oder auch kontinuierliche Auslieferung) erweitert CI um den Schritt, dass jede getestete Änderung theoretisch jederzeit bereit ist, in Produktion zu gehen. Das bedeutet, dass Releases nicht mehr manuell vorbereitet werden müssen – sie sind immer verfügbar und können auf Knopfdruck ausgerollt werden.

Continuous Deployment (CD)

Continuous Deployment (oder auch kontinuierliche Bereitstellung) geht noch weiter: Hier wird der Code nach bestandenen Tests automatisch in Produktion gebracht, ohne dass ein manueller Freigabeprozess nötig ist. Jedes Update, das den CI/CD-Prozess erfolgreich durchläuft, geht direkt live.

Diese drei Komponenten zusammen sorgen dafür, dass neue Funktionen und Bugfixes schnell, sicher und zuverlässig ausgeliefert werden können – ohne starre Release-Zeitfenster oder aufgestaute Änderungen und trotzdem mit glücklichen Managern.

 

 

Warum ist CI/CD wichtig?

Die Geschichte veranschaulicht die Gründe schon sehr gut. Etwas technischer ausgedrückt löst CI/CD folgende Probleme:

  • Bugs tauchen spät auf und sind schwer zurückzuverfolgen.
  • Ein einziger Fehler kann das gesamte Release gefährden.
  • Der manuelle Aufwand für Tests und Freigaben ist enorm.

CI/CD löst diese Probleme, indem es kleine, häufige Releases ermöglicht. Jede Änderung wird isoliert getestet und direkt in Produktion gebracht – das minimiert das Risiko und erleichtert das Debugging.

Moderne Unternehmen wie Google, Amazon oder Netflix deployen Hunderte von Änderungen pro Tag – und das funktioniert nur durch CI/CD.

Wie funktioniert eine  Continuous Integration & Delivery-Pipeline?

Die CI/CD-Pipeline ist eine automatisierte Abfolge von Schritten, die den gesamten Prozess der Softwareentwicklung – von der Code-Änderung bis zur Bereitstellung – effizient und fehlerfrei durchführt. Sie stellt sicher, dass neue Änderungen schnell, sicher und zuverlässig in die Produktionsumgebung gelangen. Pipelines gibt es in verschiedensten Formen und Farben: zum zusammenklicken, “as Code” oder in Beschreibungssprachen wie yaml.
Eine  Continuous Integration & Delivery-Pipeline besteht aus mehreren automatisierten Schritten, die sicherstellen, dass Code-Änderungen stabil und produktionsbereit sind.

 

1. Code-Änderung und Commit

Ein Developer muss neuen Code implementieren und pusht ihn in das Versionskontrollsystem (am häufigsten Git) und Tools wie GitHub, GitLab oder Bitbucket steuern die Integration über Pull Requests.

2. Automatische Tests (CI)

Nach jedem Commit startet die CI-Pipeline:

  • Der Code wird gebaut (Build-Prozess).
  • Unit-Tests prüfen einzelne Komponenten.
  • Integrationstests stellen sicher, dass verschiedene Module zusammenspielen.
  • Dann laufen End-to-End-Tests, um das Verhalten der gesamten Anwendung zu testen.

Falls ein Test fehlschlägt, wird das Deployment gestoppt, und der Entwickler wird benachrichtigt, Updates müssen vermutlich eingespielt werden und der Vorgang wird wiederholt: fortlaufend und kontinuierlich bis die Tests erfolgreich sind.

3. Bereitstellung (CD)

Wenn alle Tests erfolgreich sind:

  • Wird eine neue Version der Software automatisch erstellt.
  • Kann sie direkt in einer Staging- oder Produktionsumgebung ausgerollt werden (Continuous Delivery).
  • Kann sie ohne manuelles Eingreifen live gehen (Continuous Deployment).

4. Monitoring und Rollback

Nach dem Deployment überwachen Monitoring-Tools die Anwendung. Falls Fehler auftreten, kann ein automatischer Rollback durchgeführt werden.

 

Welche Vorteile bringt Continuous Integration & Delivery?

Schnellere Releases
Anstatt monatelang auf eine neue Version zu warten, können Änderungen in Minuten live gehen.

Weniger Fehler
Da jede Änderung sofort getestet wird, schleichen sich weniger Bugs ein.

Automatisierung spart Zeit und Kosten
CI/CD reduziert den manuellen Aufwand für Tests, Builds und Deployments drastisch.

Mehr Stabilität
Da nur kleine Änderungen live gehen, sind Fehler schneller erkennbar und einfacher rückgängig zu machen.

Continuous Integration & Delivery-Tools im Überblick

Build- und Test-Automatisierung

  • Jenkins – Open-Source-Tool für CI/CD
  • GitHub Actions – Integrierte CI/CD-Lösung für GitHub
  • GitLab CI/CD – Automatisierte Pipelines für GitLab-Projekte
  • CircleCI – Cloud-basierte CI/CD-Plattform

Deployment- und Orchestrierungstools

  • Kubernetes – Automatisierte Container-Orchestrierung
  • Docker und Docker Swarm – Containerisierung für konsistente Deployments
  • Helm – Verwaltung von Kubernetes-Anwendungen

 

Wie kann ein Unternehmen mit CI/CD starten?

  1. Automatisierte Tests einführen – Ohne Tests ist CI/CD wertlos.
  2. Einfache CI-Pipeline aufbauen – Erst Code-Tests automatisieren, dann Deployment.
  3. Klein starten – Nicht das gesamte System auf einmal umstellen, sondern mit einem Teilprojekt beginnen.
  4. Deployment automatisieren – Erst Continuous Delivery, später Continuous Deployment.
  5. Kulturwandel fördern – Entwickler, QA und Operations enger zusammenbringen.

 

Abgrenzung zu DevOps

CI/CD ist ein wichtiger Bestandteil von DevOps, geht aber nicht zwangsläufig mit einer vollständigen DevOps-Transformation einher.

Während CI/CD sich auf die Automatisierung von Tests und Deployments konzentriert, umfasst DevOps eine gesamte Unternehmenskultur. Ziel von DevOps ist es, Entwicklung (Dev) und Betrieb (Ops) enger zusammenzubringen, um schnelle, zuverlässige Releases zu ermöglichen.

CI/CD ist also ein technischer Ansatz und durchaus integraler Bestandteil moderner Softwareentwicklung, aber DevOps ist ein übergeordnetes Konzept für effizientere Softwareentwicklung, was weit darüber hinaus geht.

Fazit zu  Continuous Integration & Delivery (CI/CD)

Unternehmen, die heute noch ohne CI/CD arbeiten, setzen sich selbst auf die Bremse. Wer schnell, effizient und fehlerfrei Software entwickeln will, kommt an automatisierten Pipelines nicht vorbei.

CI/CD ist kein Risiko – es ist die Lösung für stabile, schnelle und zuverlässige Releases. Wer es richtig einführt, profitiert von höherer Qualität, weniger Fehlern und zufriedeneren Nutzern.

 

 

FAQ: Häufige Fragen zu  Continuous Integration & Delivery (CI/CD)

Was ist Continuous Integration und Continuous Delivery?

Continuous Integration und Continuous Delivery (CI/CD) umfasst die Implementierung von Praktiken, die es Entwicklern ermöglichen, Codeänderungen häufig zusammenzuführen und automatisierte Tests durchzuführen, um die Qualität der Software zu garantieren.

Was sind die besten Praktiken für  Continuous Integration & Delivery?

Zu den besten Praktiken für CI/CD gehören automatisierte Tests, das Verwenden von Pipelines zur kontinuierlichen Bereitstellung, die regelmäßige Integration von Codeänderungen und das Testen in verschiedenen Umgebungen, um sicherzustellen, dass die Software stabil und fehlerfrei ist.

Was ist der Unterschied zwischen Continuous Delivery und Continuous Deployment?

Continuous Delivery bezieht sich auf den Prozess, bei dem Codeänderungen automatisch getestet und für die Bereitstellung vorbereitet werden, während Continuous Deployment den nächsten Schritt darstellt, bei dem diese Änderungen automatisch in die Produktionsumgebung übertragen werden.

Welche Tools werden häufig für CI/CD verwendet?

Häufig verwendete Tools für CI/CD sind Atlassian Bamboo, Travis CI, Jenkins, GitLab CI und Tekton Pipelines. Diese Tools unterstützen Entwickler bei der Automatisierung von Builds, Tests und Bereitstellungen.

Wie funktioniert eine CI/CD-Pipeline?

Eine CI/CD-Pipeline ist eine Reihe von automatisierten Prozessen, die die Schritte von der Codeänderung über das Testen bis hin zur Bereitstellung in die Produktionsumgebung umfassen. Sie stellt sicher, dass jeder Schritt effizient und fehlerfrei durchgeführt wird.

Was sind die Vorteile von CI/CD?

Die Vorteile von CI/CD umfassen schnellere Entwicklungszyklen, verbesserte Softwarequalität, häufigere Releases und eine schnellere Reaktion auf Kundenfeedback. CI/CD hilft auch, die Zusammenarbeit im Team zu verbessern und die Fehleranfälligkeit zu reduzieren.

Wie können Continuous Testing und Continuous Integration zusammenarbeiten?

Continuous Testing und Continuous Integration arbeiten zusammen, indem sie sicherstellen, dass bei jeder Codeänderung automatisierte Tests ausgeführt werden. Dies hilft, Probleme frühzeitig zu erkennen und die Qualität der Codebasis während des gesamten Entwicklungsprozesses zu sichern.

Was sind Integrationstests in einer CI/CD-Umgebung?

Integrationstests sind Tests, die sicherstellen, dass verschiedene Module oder Komponenten einer Anwendung zusammenarbeiten, wie erwartet. In einer CI/CD-Umgebung werden diese Tests automatisiert ausgeführt, um sicherzustellen, dass neue Codeänderungen keine bestehenden Funktionen beeinträchtigen.

 

Veröffentlicht am 07.Februar 2025

Aktualisiert am 08.März 2025

Matthias Eggert

DevOps Engineer

Matthias Eggert ist ein erfahrener DevOps-Engineer mit starkem Fokus auf Testautomatisierung und Qualitätssicherung. Nach vielen Jahren in der Automobilbranche, wo er sicherheitskritische Systeme wie Bremssysteme und Batteriemanagementlösungen betreute, bringt er sein Wissen nun bei Qytera ein. Sein Schwerpunkt liegt auf modernen Testing-Strategien, CI/CD-Pipelines und Cloud-Technologien. Als Jenkins- und AWS-zertifizierter Experte kombiniert er sein tiefes Verständnis für DevOps mit innovativen Testansätzen, um robuste und effiziente Softwarelösungen zu gewährleisten.

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